Verbändebündnis kritisiert Deutsche Bahn: Bahncard-Pläne grenzen Millionen Offliner aus
15.05.2024
Der Paritätische Gesamtverband kritisiert mit 27 weiteren Verbänden die Deutsche Bahn und ihren Plan, die Bahncard ab dem 9. Juni nur noch digital anzubieten. Das grenzt einen großen Teil der Bevölkerung aus, die das Internet nicht nutzen. Darauf weist der Paritätische Gesamtverband mit 27 weiteren Verbänden in einem offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Dr. Richard Lutz, hin. Auch Christian Woltering, Vorstand des Paritätischen NRW, fordert in einem Statement, dass die NRW-Landesregierung sich für diejenigen einsetzt, die nicht online sein können und sicherstellt, dass Mobilität für alle zugänglich bleibt.
Mehr als drei Millionen Menschen nutzen kein Internet
Das Verbändebündnis gibt zu bedenken, dass mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland kein Internet nutzen und daher auf analogen Zugang zu den Mobilitätsangeboten der Deutschen Bahn angewiesen sind. Unter den über 80-Jährigen sind es zwei von drei Menschen, die überhaupt kein Internet nutzen.
Zugang zu Sparpreis-Tickets: analog bereits eingeschränkt
Bereits seit Oktober letzten Jahres wurde der Zugang zu Sparpreis-Tickets eingeschränkt: Am Schalter können diese nicht mehr ohne Angabe personenbezogener Daten, wie E-Mail-Adresse oder Mobilnummer, gekauft werden. Barrierefreie Service-Schalter sind zudem jenseits von großen Bahnhöfen selten verfügbar.
On- und Offliner müssen gleich behandelt werden
Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, erklärt dazu: „Wir fordern die Deutsche Bahn auf, Bahncard und Spartickets allen Menschen zugänglich zu machen - unabhängig davon, ob sie das Internet nutzen oder nicht.“
Den unterzeichnenden Organisationen geht es nicht darum, digitale Angebote gänzlich abzulehnen, wie sie betonen. Es gehe ihnen um die Ungleichbehandlung von On- und Offlinern, so Schneider: „Es kann nicht sein, dass Millionen Menschen, die aus welchen Gründen auch immer das Internet nicht nutzen wollen oder können, systematisch benachteiligt werden von der Deutschen Bahn.“ Die Bahn sei ein wichtiges Verkehrsmittel, das allen im gleichen Umfang zur Verfügung stehen sollte, auch älteren Menschen.
Initiator*innen des Offenen Briefs
Der offene Brief wurde von der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), dem Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) und dem Paritätischen Gesamtverband initiiert. Der Brief kann hier heruntergeladen werden: www.der-paritaetische.de/offener-brief-an-die-deutsche-bahn
Statement von Christian Woltering, Vorstand des Paritätischen NRW
„Es ist höchste Zeit, dass die NRW-Landesregierung sich für diejenigen einsetzt, die nicht online sein können und sicherstellt, dass Mobilität für alle zugänglich bleibt. Niemand darf wegen fehlender digitaler Möglichkeiten benachteiligt werden! Mobilität ist unerlässlich für gesellschaftliche Teilhabe. Die ausschließliche Digitalisierung der Bahncard und Sparpreise durch die Deutsche Bahn benachteiligt Menschen ohne Onlinezugang oder mobiles Internet.“