Der Paritätische NRW

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Altes Bild mit Mitgliedern des ersten Vorstands

Die Geschichte des Paritätischen NRW

Am 5. August 1949 gründen 19 Wohlfahrtseinrichtungen den Paritätischen Wohlfahrtsverband für das Land Nordrhein-Westfalen. Der erste Vorsitzende ist Dr. Ferdinand Saarbourg (1949 bis 1965). Wilhelmine Hollweg übernimmt ehrenamtlich die Geschäftsführung – von ihrem Wohnzimmer aus.

Die 1950er Jahre

  • Im Laufe der 1950er schließen sich über 150 Organisationen dem Paritätischen NRW an. Viele davon sind noch heute Mitglied, zum Beispiel der Arbeiter-Samariter-Bund NRW oder die Schloss Hamborn Rudolf Steiner Werkgemeinschaft.
  • In den Anfangsjahren setzt sich der Verband vor allem für die finanzielle Absicherung seiner Mitgliedsorganisationen und gegen eine „kalte Sozialisierung“ ein.
  • Ein wichtiges Thema in dieser Zeit: die Sorge für die Jugend. Auf Anregung des Paritätischen NRW wird auf Gesamtverbandsebene eine Arbeitsgemeinschaft für Erziehungs- und Jugendfragen gebildet.
  • Die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege gründet sich. Der Paritätische NRW wird vollwertiges Mitglied. Nichtsdestotrotz bleibt der Verband in vielen politischen Gremien aufgrund seiner geringen Bekanntheit und Mitgliederzahl zunächst ein Außenseiter.
  • 1956 stellt der Paritätische NRW eine hauptamtliche Geschäftsführerin und eine „Fürsorgerin“ ein.

Die 1960er Jahre

  • Der Paritätische NRW ist „aus dem Gröbsten raus“. Der Verband arbeitet intensiv daran, sich ein eigenes Profil zu geben und sich bekannter zu machen. Dabei hilft die neu eingeführte Aktion „Essen auf Rädern“.
  • 1965 übernimmt Wilhelm Ernst Barkhoff den Landesvorsitz des Paritätischen NRW (1965 bis 1983).
  • Mittlerweile gibt es in 30 Landkreisen und kreisfreien Städten regionale beziehungsweise örtliche Geschäftsstellen (Kreisgruppen).
  • Die Förderung und Betreuung von Menschen mit Behinderung wird zu einem Schwerpunkt der Verbandsarbeit. Unter dem Dach des Paritätischen NRW gibt es ein vielfältiges familien-, quartiers- und selbsthilfeorientiertes Angebot. Dieses bildet ein Gegengewicht zu der in dieser Zeit üblichen Heimversorgung.
  • Die Anzahl der Mitgliedsorganisationen steigt auf 390. Zu den bekanntesten Neu-Mitgliedern zählen Ortsverbände des Deutschen Kinderschutzbundes, regionale Gliederungen der Lebenshilfe und der Landesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte.

Die 1970er Jahre

  • In den 1970er Jahren „erobern“ Eltern den Verband. Zahlreiche Elterninitiativen werden Mitglied. Auch deshalb ist ein sprunghafter Anstieg auf nun 800 Mitgliedsorganisationen zu verzeichnen.
  • Durch sie und Mitgliedsorganisationen aus dem Bereich der Behindertenhilfe gewinnt der Verband zunehmend Expertise in der Selbsthilfe. Er wird zu einem wichtigen Ansprechpartner bei Neugründungen.
  • Außerdem steht die Jugendhilfe im Fokus, zum Beispiel, wenn es um die Reform des Jugendhilferechts, Gegenbewegungen zur weitgehend abgeschlossenen Heimerziehung oder eine bessere Vertretung des Paritätischen in Jugendwohlfahrtsausschüssen geht.
  • Der Paritätische NRW baut sein Angebot aus: Weitere regionale Geschäftsstellen entstehen, das Paritätische Bildungswerk wird 1971 gegründet und mit Einrichtung landesweiter Facharbeitskreise wird die Vernetzung der Mitgliedsorganisationen vorangetrieben.

Die 1980er Jahre

  • Nachdem 1977 der Verein „Frauen helfen Frauen“ als erste Fraueninitiative bundesweit in den Paritätischen NRW aufgenommen wurde, schließen sich immer mehr Fraueninitiativen dem Verband an. Sie schätzen vor allem, dass sie ihre Autonomie bewahren können.
  • Eine „neue Selbsthilfebewegung“ mit einem vielfältigen Gruppenangebot entsteht. Ende der 1980er Jahre gibt es bereits acht Selbsthilfe-Kontaktstellen unter dem Dach des Paritätischen NRW.
  • 1983 gründet sich das Paritätische Jugendwerk NRW, 1986 die Paritätische Geldberatung.
  • Cord Wellhausen wird Vorsitzender des Verbandes (1983 bis 2013).
  • Die Anzahl der Mitgliedsorganisationen wächst rasant. Das bringt den Verband an seine Belastungsgrenzen, gibt ihm aber auch endlich ein erheblich größeres Gewicht in politischen Gremien.

Die 1990er Jahre

  • Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in den 1990er ist eine große Herausforderung für den Paritätischen NRW. Wichtig ist dem Verband, trotz der Abhängigkeit von öffentlichen Mitteln kritikfähig zu bleiben und trotz seiner Dienstleisterfunktion für die Anbieter soziale Arbeit, die Interessen der Nutzer*innen im Blick zu behalten.
  • Nach der Wiedervereinigung unterstützt der Paritätische NRW den neu gegründeten Landesverband Brandenburg.
  • Der wachsenden Fremdenfeindlichkeit tritt der Verband mit einer Resolution der Mitgliederversammlung (1991) und der Kampagne „Gemeinsam handeln gegen Gewalt“ entgegen.
  • 1991 erreicht der Verband durch einen landesweiten Elternprotest, dass beim Gesetz für Tageseinrichtungen für Kinder die Besonderheiten der Elterninitiativen berücksichtigt werden.
  • 1999 wird die Stiftung Gemeinsam Handeln – Paritätischer Stifterverbund NRW gegründet. 1993 entsteht mit PariDienst ein weiteres Tochterunternehmen.
  • Zum Jahrtausendwechsel gehören über 2.800 Organisationen dem Verband an.

Die 2000er Jahre

  • In diesem Jahrzehnt versucht der Verband verstärkt der Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts entgegenzuwirken, zum Beispiel mit Projekten gegen Rassismus und Gewalt, den „runden Tischen“ gegen Gewalt an Frauen oder der bundesweiten Kampagne „Gegen soziale Kälte“.
  • Der Paritätische NRW hat den Vorsitz der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW und startet die Kampagne „NRW bleib sozial!“
  • In die öffentliche Debatte um die PISA-Studie mischt sich der Verband mit seinen Kampagnen „Bildung von Anfang an“ und „Ich kann es!“ ein. Das neue Kinderbildungsgesetz (KiBiz) begleitet er kritisch.
  • 2000 entsteht die Fachberatung MigrantInnenselbsthilfe, heute Fachberatung Migrantenselbstorganisationen. Sie berät Migrantenselbstorganisationen, auch wenn sie nicht dem Paritätischen NRW angeschlossen sind.
  • Um die Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsorganisationen zu stärken, treibt der Verband die Qualitätsentwicklung voran. 2002 schließen sich zahlreiche Mitgliedsorganisationen in den Paritätischen Qualitätsgemeinschaften® zusammen.
  • Jährlich gibt es ungefähr 75 neue Mitglieder im Verband.

Die 2010er Jahre

  • Der Paritätische NRW folgt intensiv seinem Auftrag, die Interessen der Mitgliedsorganisationen zu vertreten. Er ist politischer geworden.
  • Das zeigt sich auch als der Verband in den Jahren 2012 und 2013 den Vorsitz der Freien Wohlfahrtspflege NRW übernimmt. Die in dieser Zeit durchgeführte Initiative „Mehr Zeit für Pflege“ wird ein voller Erfolg.
  • 2013 übernimmt Elke Schmidt-Sawatzki den Landesvorsitz. Der langjährige Vorsitzende Cord Wellhausen wird Ehrenvorsitzender.
  • Vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts rückt die Flüchtlingsarbeit immer mehr in den Fokus der Verbandsarbeit. Viele Mitgliedsorganisationen übernehmen Verantwortung für die Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen – sowohl als es darum geht, die Flüchtlinge unterzubringen als auch bei ihrer Integration. Zwischen 2011 und 2015 wächst die Anzahl der Flüchtlingsberatungsstellen unter dem Dach des Paritätischen NRW von 11 auf 60. Der Verband unterstützt die Mitgliedsorganisationen in dieser Arbeit und richtet neue Fachbereiche ein. Er setzt sich außerdem verstärkt gegen Ausgrenzung und für Zusammenhalt in der Gesellschaft ein.
  • Ganz bewusst führt der Verband in dieser Zeit auch das Projekt „Qualifizierung muslimischer und alevitischer Wohlfahrtspflege“ durch.

Die 2020er Jahre

  • Der Paritätische NRW wächst weiter. Aktuell gibt es unter dem Dach des Verbandes circa 3.200 Mitgliedsorganisationen mit rund 6.800 Einrichtungen und Diensten. Darüber hinaus gibt es in NRW fast 1.000 Untergliederungen von bundesweit aktiven Mitgliedsorganisationen des Paritätischen.
  • In den Jahren 2022 und 2023 übernimmt der Verband den Vorsitz der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW.
  • Um den Verband zukunftsfest zu machen, beschließt die Mitgliederversammlung im November 2023 eine Satzungsänderung. Diese tritt am 01.01.2024 in Kraft. Kern der Änderung: Den Verband leitet nun ein hauptamtlicher Vorstand mit ehrenamtlichem Aufsichtsrat. Zur Beratung in grundsätzlichen fachlichen und organisatorischen Fragen der Verbandsarbeit wird ein Verbandsrat gebildet. Als hauptamtlicher Vorstand wird die bisherige Landesgeschäftsführung benannt.